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SAGA, Cleopha und die Speckbohnen

Saga, Cleopha - eine kulinarische Offenbarung

Kurzgeschichte von Walter Holtfoth Text & Bild

 

Diese Story kommt gerade wieder vor mein inneres Auge, lässt meine Erinnerungen aufblitzen und zaubert mir immer wieder wenn es so weit ist, ein Lächeln ins Gesicht.

 

Schaffe ich es jemals, meiner Buch zu schreiben, dann wird dies ein fester Bestandteil sein. 

 

Alles begann vor langer Zeit 

 

Wir schreiben das Jahr 1990 und ich war in einer, sagen wir mal jenseits von gut und böse Phase. Cleopha war erfolgreich wie nie unterwegs und es galt, meinem Anspruch gerecht zu werden, die Live Musik nicht zu kurz kommen zu lassen.

 

Nazareth und Roger Chapman waren schon unsere Gäste im Milieu in Hausach. Ich bekam das Angebot von Henning Tögel ( Gott hab ihn selig)  und seiner Agentur " Moderne Welt " in Stuttgart, Saga auf die Bühne zu stellen. Ihm seien zwei Termine auf der Tour geplatzt und ob ich nicht Lust hätte. 

 

"Hätsch Luscht SAGA zu mache ?" Ich brauch heute die Entscheidung ....

 

Ja der Henning wusste schon wie er mich packen konnte und gut ich hab in einem Anflug von Selbstein- oder Überschätzung ja gesagt. Man wächst ja an seinen Aufgaben. Gleich vorweg, es war jede Mühe wert und ich bin heute noch mehr als gut mit Michael Sadler bekannt, dazu irgendwann mehr. 

 

Vor einem Konzert und dessen Bestätigung gilt es auch heute noch ein echtes Vertragswerk zu unterschreiben. Die 24 Seiten kamen in zweifacher Ausführung im dicken Umschlag. ( Internet, E Mail damals unbekannt) 

 

Man wächst an seinen Aufgaben... 

 

Neben den üblichen Eckdaten wie Gage, Technik und Übernachtung, war dem Vertragswerk auch der Passus Catering als wichtiger Bestandteil angeheftet.

 

Ganz wichtig: Ein Fehlen auch nur eines Details, stellt einen Vertragsbruch dar und kann zum Abbruch des Konzertes führen. 

 

Also habe ich damals akribisch auf die Punkte geachtet. Laut Agentur wünschten sich die Herren, Sadler, Crichton, Negus, Gilmour und das Team der Roadies samt Fahrer, al La Minute vor Ort gezauberte Speisen wie folgt: 

Steaks vom Rinderfilet, Bohnen im Speckmantel, Kartoffelpurre, verschiedene Salate. 

 

Vor Ort zubereitet, ich weiss nicht mehr wie wir das geschafft haben aber Andreas ein guter Freund jener Tage und hervorragender Koch zauberte alles genau auf den Punkt. 

 

Stolz wie Bolle haben wir die Band damals empfangen, sicher, dass sie an diesem Abend ein grandioses Mal genießen sollten. Beim Betreten der Garderobe habe ich bemerkt, dass Sänger Michael Sadler nicht wirklich "amused" war. Ich sprach ihn irgendwann an, ob irgend etwas nicht okay sei, gut das Milieu war jetzt nicht die Oberrheinhalle und auch von Rock am Ring waren wir sehr weit entfernt aber wir gaben doch unser allerbestes um der Band ein tolles Erlebnis zu schaffen. 

 

Der Beginn eines guten Verhältnisses

 

Michael nahm mich bei Seite und gab mir zu verstehen, dass sie sich sehr willkommen fühlen und sich riesig auf ihre Fans im Black Forest freuen. Meine Erleichterung war sichtbar, wenngleich das lächeln jäh erstarren sollte. But the Food ! Aber das Essen.. 

Ich musste schlucken, denn es sah nicht nur Klasse aus, es war mit viel Liebe zubereitet und schmeckte, zumindest mir beim Testessen ausgezeichnet. 

 

But the Food ! 

 

Yes the Food, wie Wiederholung machte deutlich dass es Michael sehr ernst war. Listen we are 14 Days in Germany now, Er gab mir zu verstehen, dass sie seit zwei Wochen quer durch Deutschland touren und an jedem Place, the same f.... food auf dem Teller haben. Egal wo sie aufschlugen, haben sich die Veranstalter an die Anweisungen im Vertrag der Agentur gehalten. Keiner Wollte das Konzert gefährden, wehe es fehlen die Böhnchen oder der Kartoffelbrei. 

 

Wir hatten irgendwie von beginn an einen tollen Draht aufgebaut und ich fragte ihn: "um Himmels Willen, was können wir denn für Euch tun??????"  Michael traute sich nicht wirklich aber dann kam es heraus:  "is it possible that you can organize Chicken ? Just Chicken and Pommes ?" Wir waren baff und irgendwie auch erleichtert. Irgendjemand organisierte 6 x halbe Hähnchen und Pommes, Ketchup und Mayo, die Band war Happy - die Crew freute sich derweilen über  Filesteak, Böhnchen und Kartoffelbrei.

 

Das es ein riesen Abend war, ein grandioses Konzert hatte mit all dem nichts zu tun, die Band hat sich wirklich für die Freunde im Black Forest die Seele aus dem Leib gespielt. 

 

Ein Jahr später sollte es das Da Capo geben, Emmendingen Fritz Böhle Halle: Cleopha 87 Präsentiert Proudly : SAGA. 

 

Dann die Überraschung schlecht hin: 

 

Im Vertrag die Sensation.. die Catering Liste beinhaltet: Steaks vom Rinderfilet, Böhnchen mit Speck, Kartoffelbrei und verschiedene Salate. Und wehe ein Bestandteil... bla, bla, bla.. 

 

Diesmal waren wir schlauer und haben die Schulküche der Böhle Halle benutzt um die Hähnchen und alles was dazu gehört frisch zu machen. Sehr zum Leidwesen des Tourmanagements. Der Vertreter der Agentur ließ sofort den großen Zampano raus hängen und faselte etwas von Vertragsbrich, kein Konzert, Konventionalstrafe, er war sichtlich und hörbar erregt. Ich hab ihm seinerzeit erklärt, dass ich das mit der Band selbst regle.  Und hab das laute Lachen von Michael und Kollegen heute noch im Ohr. 

 

Seit diesem Erlebnis, tauschen wir uns regelmäßig aus. Ich wollte eigentlich alle Bands, mit denen ich in den wilden Zeiten arbeiten durfte noch einmal auf eine Festiaval Bühne stellen. Was wäre das für ein Line Up: Saga, Nazareth, City, Axxis, Lovetrick, Golden Earring, Poodles, Mitch Ryder, Samson, Stan Web´s Chicken Shak, Snowy White.. ich glaube wir hätten viele Menschen glücklich machen können.

 

Saga sind immer noch auf Tour, "it never ends" lautet das Motto. Und da haben wir in der Tat etwas gemeinsam. 

Und Michael, wenn Du diese Zeilen je zu lesen bekommst, ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Deinen Kampf gewinnst, alles Gute für Dich, Deine Family, und SAGA.