Einblicke in die hölle eines angriffskrieges
Till Mayer fesselt sein Publikum mit dem Schrecken des Krieges in der Ukraine
von Walter Holtfoth Text & Bilder Im Original in der Montagsausgabe der Badischen Zeitung
Spenden für die Ukraine Hilfe des Vereines „Gemeinsam Europa e.V. – Lahr hilft“ zu generieren war das Ziel der Einladung in den Friesenheimer Rathaussaal am Samstagnachmittag.
Die Spendenaktion hatte in ihrem Ursprung viele Väter. Ausgehend von Erik Weide, der Andrea Königsmann -Schuppler von „Schublade 10 e.V.“ angesprochen hat, die wiederum den in Lahr sehr aktiven Verein „Gemeinsam Europa e.V. – Lahr hilft“ als Partner vorgeschlagen hat. Aus deren Team um den Journalisten Pirmin Styrnol und Gabriele Rauch wurden dann Programmpunkte realisiert.
Ukrainerinnen der großen Lahrer Community brachten gebackene und gekochte Spezialitäten aus ihrer Heimat mit zum Spendenbuffet. Till Mayer, mehrfach ausgezeichneter Fotojournalist aus Bamberg, wurde eingeladen, seine Bilder und Eindrücke aus dem Kriegsgebiet in Friesenheim zu zeigen.
Dieser Vortrag ging wesentlich tiefer als mancher Bericht in Nachrichtensendungen, die oftmals all zu schnell vorbeihuschen um anderen Themen Platz zu machen. Till Mayer ist an der Front, wenn andere Kollegen längst wieder zuhause sind. Er wagt sich mitten ins Kriegsgeschehen, weil er diese Einblicke geben will. Es sind schonungslose Einblicke in die Hölle, einen Krieg, der irgendwann vor unser aller Augen von einem Aggressor einmal begonnen wurde.
„Ich fotografiere keine abgerissenen Beine,“ so Mayer, da lasse ich den Menschen ihre Würde. Er nimmt jedoch kein Blatt vor den Mund und nennt Ross und Reiter, die aus seiner Sicht für das furchtbare Geschehen verantwortlich sind. Er geht auch auf politische Wirrung in Deutschland ein.
„Mehr als 10.000 tote Zivilisten, Hunderttausende gefallene Soldaten auf beiden Seiten, Schäden in Höhe von hunderten Milliarden Euro: Das ist das Ergebnis der groß angelegten Invasion Russlands auf sein wesentlich kleineres Nachbarland. Seit über 1000 Tagen überzieht Russland die Ukraine mit einem erbarmungslosen Angriffskrieg. Weder Schulen, Wohnviertel noch Krankenhäuser verschont Putins Armee bei ihren Angriffen. "Der Krieg nimmt an Härte zu. Ganze Städte werden ausgelöscht. Putin zeigt immer deutlicher seine imperialen Ambitionen. In Deutschland setzt leider das Verdrängen ein", erklärt der Kriegsfotograf.
Eine Sarah Wagenknecht sei in seinen Augen gefährlicher als die ganze AfD. ( Till Mayer )
Gegen das Verdrängen kämpfen seine Aufnahmen an. Und sie hinterlassen Wirkung im gut besuchten Rathaussaal. Würde die Stecknadel fallen, wäre sie hörbar.
Eine betagte Friesenheimerin sucht die aufgestellte Spendenbox: "wo kann ich ebbis spende?“ Die zusammengefalteten 50 Euro sollten nicht der letzte Geldschein sein , der das Gefäß an diesem Samstag füllt. Über 2.000 Euro kommen am Ende zusammen, dazu unzählige Päckchen mit Sachspenden. „Unser Bus ist randvoll,“ Pirmin Styrnol ist sichtlich zufrieden. Charlotte Schubnell übergab einen Umschlag der Gemeinde. „ Die menschlichen Abgründe sind unvorstellbar,“ betonte die stellvertretende Bürgermeisterin in Vertretung von Erik Weide. Zufriedenheit auch bei Andrea Königsmann -Schuppler , Vorsitzende des Vereins Schublade 10, die sich schon während des gesamten brutalen Kriegsgeschehens in der Ukraine durch außergewöhnliches Engagement hervorgetan hat. Ein Tag der für viele Anwesenden nachdenklich zu Ende ging.