Friesenheims Weißstörche sind abgereist

wolfgang schätzle, das jahr mit friesenheims störchen

Von Walter Holtfoth Alle Bilder (c) Wolfgang Schätzle 

 

Wenn ein guter Freund, ein geschätzter Kollege und ein leidenschaftlicher Kenner von Friesenheims Störchen diese wunderbaren Tiere übers Jahr begleitet, dann kommen ganz schön viele Aufnahmen zusammen.

 

Ein richtiger Schatz dokumentiert von Wolfgang. Auf den Fotos findet Ihr die verschiedenen Horste in allen Ortsteilen. Dokumentiert auch die Abräumaktion im Frühjahr und die Wiederinbetriebnahme durch die Störche selbst. Viel Spaß beim Blättern und  vielen Dank von an Wolfgang Schätzle.

 

Ein Rückblick von Wolfgang Schätzle: 

 

Friesenheimer Weißstörche sind „abgereist“

 

In 2023 wurden keine Jungstörche beringt

Text und Fotos Wolfgang Schätzle 

 

Einige von euch haben bestimmt im August größere Ansammlungen von Störchen auf Feldern und Wiesen gesehen. Ein Bild das sich jedes Jahr im Spätsommer wiederholt. Zunächst sind es die Jungstörche, die sich in in größeren Gruppen zusammenfinden, um sich mit Regenwürmern, Insekten oder Mäusen stärken für ihre erste lange Reise in den Süden. Denn der Nachwuchs fliegt selbstständig südwärts, getrieben von einem inneren Kompass. Ein paar Wochen später folgen schließlich die Eltern beziehungsweise die sogenannten Altstörche. In diesem Jahr hatten sich die Altvögel ganz schön Zeit gelassen mit dem Abflug – auch in Friesenheim. Noch im September sah man die Störche auf ihren Horsten und auf den Wiesen rund um Friesenheim. Da keimte bei einigen Storch-Liebhabern die Hoffnung, dass sie vielleicht hier bleiben würden. Dem war aber nicht so. Es ist nun mal von der Natur so gegeben, dass die erwachsenen Störche in der Regel jeden Spätsommer in den Süden fliegen und im Februar oder März zurückkehren. In Friesenheim und Umgebung oft sogar schon im Januar.

 

Manche bleiben über den Winte

 

Apropos Umgebung: Bis vor kurzem waren sie Seelbachs Horst noch zu zweit. Aktuell ist einer der Altstörche immer noch präsent. Ihn wird man wohl wieder den ganzen Winter über zu sichten können. Oft treibt er sich auch im Nachbarort Wittelbach und anderswo auf fremden Horsten herum, weshalb immer wieder Leute der Meinung sind, ihre Störche wären nie weg gewesen. Doch mit Fotos konnten aufmerksame Beobachter nachweisen, dass es jener Storch aus Seelbach ist, der eine französische Ringmarke trägt. Die Störche aus der Vorbergzone rund um Friesenheim fliegen jedenfalls Jahr für Jahr über die sogenannte Westroute in südliche Gefilden. Meist entlang der Rhone geht es durch Frankreich weiter nach Spanien bis Gibraltar und für einige sogar nach Westafrika. Allerdings bevorzugen seit einigen Jahren die meisten Störche nur noch die Kurzstrecken, verbringen ihre Zeit im Westen und Süden Spaniens. Zu den ersten, die zurückkehren, gehören die Altstörche auf dem Horst Am Dorfgraben bei der Trafostation neben dem Kronen-Parkplatz. So war es auch wieder in diesem Jahr. Auch die anderen Storchenpaare auf den Horsten in der Engelgasse, auf der Sonnhalde und im Eschentalweg ließen sich in 2023 relativ früh blicken. Als hätten sie geahnt, dass diesmal mehr Arbeit als sonst auf sie wartet. Denn bis auf den Horst bei der evangelischen Kindertagesstätte auf der Sonnhalde, wurden alle entfernt. Diese Aktionen riefen bei einigen Friesenheimern zunächst Unverständnis hervor.

 

Solche Maßnahmen sind allerdings immer wieder einmal erforderlich und werden auch jedes Jahr getätigt. In diesem Jahr gehörten nun auch Strommasten in Friesenheim, Oberweier und Oberschopfheim dazu. Das Hauptproblem ist das Gewicht, das auf den Masten lastet. Der Horst wächst jedes Jahr und wird somit immer schwerer. Niemand braucht wegen diesen Maßnahmen sich Sorgen um die zurückkehrenden Störche machen. Denn die Störche bauen an gleicher Stelle wieder ein neues Nest für ihre Brut. Und so war es dann auch im Kernort Friesenheim als auch in Oberschopfheim. In Oberweier wurde der Horst auf dem Strommasten an der Ecke Mittlere Dorfstraße / Lindenstraße nicht nur entfernt, dort wurde zudem eine spitze Haube montiert, damit es den Störchen nicht mehr möglich ist, einen neuen Horst hochzuziehen. Störche waren an der Ecke nicht mehr gewollt und die zuständige Regierungsbehörde in Freiburg hatte der Maßnahme zugestimmt. Aber dafür musste in Oberweier ein Ersatz geschaffen werden. Und so wurde nicht weit vom bisherigen Horst ein Mast mit einer Nesthilfe am Riedbach aufgestellt. Diese wurde aber bislang weder von den Altstörchen noch von einem neuen Paar angenommen. Ob die beiden Altstörche, die beide beringt sind, noch leben oder inzwischen anderswo ein neues Zuhause gefunden haben ist bislang nicht bekannt. Hierzu soll nicht unerwähnt bleiben, dass Oberweier ohnehin immer wechselnde Paare hatte. Interessanterweise hatten alle Störche einen Ring, weshalb sich dieser Umstand gut nachweisen ließ. So weiß man auch, dass das vorletzte Storchenpaar nicht einfach anderswo gemeinsam ein neues Nest baute womöglich verunglückt ist. Sie haben sich einfach nur getrennt. Er hat in Niederschopfheim auf dem Schlauchturm eine neue Partnerin und sie auf dem Lahrer Storchenturm einen neuen Partner gefunden.

 

Die Pyramiden und die Ersatzplätze 

 

In Oberschopfheim wurden auf dem einen oder anderen Strommasten auch solche spitzen Kappen angebracht, die einen Nestbau verhindern sollen. Dies geschah jedoch bereits im Jahr zuvor. Für den ehemaligen Horst in der Schulstraße wurde damals als Ersatz die unbenutzte Nesthilfe auf dem Dach der Grundschule wieder ertüchtigt. Und für den Horst in der Kirchenriedstraße wurde am Kappelweg neben dem Friedhof ein neuer Mast mit einer Nesthilfe aufgestellt. Beide wurden auch gleich jeweils von einem Storchenpaar angenommen. In beiden Fällen handelte es sich jedoch nicht um die Altstörche von den bisherigen Horsten. Die damals neu „eingezogenen“ Störche hatten jedenfalls Gefallen an den neuen Brutmöglichkeiten gefunden und brüteten auch dort auch wieder in diesem Jahr. Am Kappelweg sogar sehr erfolgreich. Dies war vermutlich auch dem geschuldet, dass das Paar dort spät dran war. Der Nachwuchs kam zu einem Zeitpunkt, wo die kalte Regenphase bereits vorüber war. Somit wuchsen am Kappelweg gleich drei Jungstörche heran. Ein Junges lag aber dann eines Tages trotzdem tot am Rand des Horstes. Ob es an der Nähe zum Friedhof lag und der Anblick vielleicht gestört hat, es wurde jedenfalls runter geholt. Offensichtlich wollte man nicht abwarten, bis die Eltern das tote Jungtier selbst entfernen beziehungsweise runter werfen. Zwei Jungstörche kamen auch auf dem Schuldach in Oberschopfheim durch, sie waren ohnehin jene, die sehr sehr spät dran waren. Früh dran sind immer die Störche auf dem Horst am Dreiangel. In diesem Jahr war dies nicht von Vorteil, die Jungen kamen nicht durch. Die Altstörche machten zudem durch eine kurzzeitige „Umzugs-Aktion“ auf sich aufmerksam. Nur unweit vom Strommast am Dreiangel entfernt begannen sie auf einem Strommasten an der Diersburger Straße einen neuen Horst zu bauen. Doch nach wenigen Tagen standen die Altstörche wieder wie gewohnt auf dem angestammten Horst am Dreiangel.

 

Wie bereits erwähnt sind die Störche auf dem Horst Am Dorfgraben in Friesenheim früh dran mit der Brut. Auch dort forderte somit das Wetter seinen Tribut, kein einziges Kücken kam durch. Besser lief es in der Engelgasse hinter der Sparkasse und auf der Sonnhalde. Jeweils zwei kamen durch. Und im Eschentalweg sogar drei. Im Kernort gibt es noch einen weiteren Horst in der Lahrer Straße, genau gesagt in der ehemaligen Judengasse auf dem Dach eines Privathauses. Doch Hausbesitzer Roland Herzog hatte dieses Jahr kein Glück mit seinen „Obermietern“. Im März wurde zwar mal um den Herzog'schen Horst gekämpft, aber kein einziger Storch blieb letztlich da. Der Horst blieb 2023 quasi unbesetzt. In Schuttern hingegen lief alles seinen gewohnten Gang. Der Horst in der Offostraße wurde auch in diesem Jahr von den Altstörchen zur Aufzucht benutzt. Zwei Jungstörche konnten letztlich vergangenen Monat von dort aus gen Süden fliegen. Zum ersten Mal ohne „Reisepass“, wie eigentlich alle aus der Großgemeinde Friesenheim. Denn in diesem Jahr wurde weder im Kernort Friesenheim, noch in Oberschopfheim oder in Schuttern kein einziger Jungstorch mit einer Ringmarke ausgestattet. Aus personellen Gründen fanden nämlich in diesem Bereich leider keine Aktionen zum Beringen der Jungvögel statt. Die Jungvögel, die vor einigen Wochen ihre erste Reise in den Süden angetreten haben, werden nun erst einmal dort bleiben. Einige werden frühestens in zwei Jahren zu ihrer ersten Brut in die Region oder in irgendeine Nachbarregion zurückkehren. Manche bleiben sogar bis zu vier Jahren im Süden bis sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Brutstätte hier bei uns im Südwesten, im benachbarten Elsass oder in der Pfalz machen.

 

Abschließend sei noch angemerkt: In Schuttern gibt es noch eine Nesthilfe auf dem ehemaligen Amtshaus, die allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wird. Und im Oberdorf befindet sich auf einem Privatgrundstück ein Mast mit einer weiteren Nesthilfe, die zwar hin und wieder von einem Storch angeflogen wird, aber bislang nur zu Pausenstopps. Länger bleiben oder gar brüten wollte dort bislang keiner aus dem Hause Adebar. Ach ja – da wäre noch Heiligenzell, aber da hat sich bislang noch nie ein Weißstorch niedergelassen. Das heißt, antreffen kann man Meister Adebar dort schon, in voller Lebensgröße und das sogar im Winter. Allerdings nur am Boden und in Kunststoff gegossen.

 

 

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