Wie eine Frühlingsbrise im Maisommer
Musikverein Schuttern glänzt beim Frühjahrskonzert
von Walter Holtfoth Text & Bilder
Sie war gut besucht am Sonntag Spätnachmittag, die Offohalle, in der eben noch der Aufstieg der Handballer am Samstagabend gefeiert wurde. Jürgen Silberer war guter Dinge als er dem Schreiber dieser Zeilen erzählte, dass man gerade noch rechtzeitig fertig geworden sei mit aufräumen und putzen. Ich solle aber mal einen Blick hinter den Vorhang werfen :-)
Trotz heißen Temperaturen bestens besucht
Es war schon beim betreten der Halle spürbar, dass die Protagonisten durch die Bank voller Vorfreude waren. Locker waren sie allesamt drauf. Ein Schwätzle hier, eine Begrüßung dort und den Ehrengästen aus der Kommunalpolitik wurden ihre Plätze zugewiesen.
"Es ist alles wieder anders..." Nathalie Matuschyk begrüßte die zahlreichen Besucher mit der Feststellung, dass ja tatsächlich alles wieder möglich sei, der Händedruck, die Begegnung ohne Masken und sogar eine Umarmung.
Viel Zeit, sich wie gewohnt auf das Frühlingskonzert vorzubereiten, hatten sie in Schuttern nicht wirklich. Noch im März war auf Grund der Pandemiebedingungen das gemeinsame Proben nicht möglich. Um so erstaunlicher, was alle am Sonntag in der Offohalle geboten bekamen.
Die Frühlingsbrise - wie ein roter Faden im Programm
Es war tatsächlich wie eine leichte Brise aufgebaut, das Programm welches Roland Gutbrod mit seinen Musikern erarbeitet hat, wenngleich das Publikum immer wieder in Staunen versetzt wurde. Franz Schuberts Militärmarsch N.1 der festlich arrangiert wurde machte den Anfang eines großartigen Programmes. In die Operette führten die beiden Savojarden von Jacques Offenbach. Das Orchester nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die große Welt der verschiedenen Genres der modernen Blasmusik.
Stück für Stück steigerte sich der Anspruch des Programmes. Dimitri Schostakowitsch Komponierte seinen Walzer Nr. 2 mit vielen Jazzelementen. Im Dreivierteltakt weckte das Werk in seiner Darbietung am Sonntag, spontan die Lust mitzutanzen. In die Gluthitze Portugals werden die Zuhörer zu O´Vitinho von Francisco Marques Neto entführt.
Albert Hammond und Whitney Huston waren dabei
Natürlich durfte großes Kino nicht fehlen. "Give me one Moment in Time" sagte der Komponist Albert Hammond, einer der erfolgreichsten Songschreiber der 70er Jahre, einem Produzenten als er gebeten wurde, den Titelsong zu den Olympischen Spielen 1988 zu erarbeiten. Mit seiner Bitte um einen Moment Geduld, war der Titel für Whitney Hustons Welthit schon geboren. Das Stück wurde mit samt seiner Dynamik beeindruckend dargeboten.
Wenn Noten aus den Blättern durch die Halle fliegen
Roland Gutbrod hatte sich für das beginnende Finale kniffliges ausgedacht. Als schwieriges Werk, dass sowohl Bläsern wie Schlagzeugern einiges abverlangt, wird Todd Stalters "Rampage" beschrieben. Agressiv und unerbittlich wollte der Komponist sein Werk umgesetzt wissen. Blech- und Holzbläser lies der Dirigent das Geforderte mit Bravour umsetzen.
Carlos Santana wäre es eine Freude gewesen
Beschwingt zu Klängen des Latino Rocks wurde "Europa" von Carlos Santana umgesetzt. Farid Belferragui war als Gastmusiker für dieses Stück mit seiner Gitarre dabei. Der Gitarrenlehrer aus Schuttern begeisterte mit seinem Spiel im Stück, dass, von Santana so gewollt, aus einem einzigen Gitarrenpart besteht. Lang anhaltender Applaus war der Lohn für seinen beeindruckenden Auftritt.
"Winds of Change" wird ein weiteres, fulminantes Highlight. Nein es sollte nicht das weltberühmte Scorpions Lied zum Mauerfall sein. Im werk von Randall D. Standridge geht es viel mehr um den dringend erforderlichen Wechsel hin zu erneuerbaren Energien. Standridge beschreibt musikalisch die Situation in seinem Heimatstaat Oklahoma, wo derzeit mit großen Anstrengungen auf Windenergie gestetzt wird. So waren es auch Winde die vom Orchester zunächst leicht als Brise zu vernehmen waren, bis sie immer schneller und lauter als Turbinen zu hören waren. Anspruchsvoll umgesetzt führte das Werk hin auf eine neue Zukunft.
Haid (i) Haid (i) Hoh
Noch ein Höhepunkt setzten die Musikerinnen und Musiker mit Dirigent zum Schluss. Die Blues Brothers standen auf dem Zettel, der Song Minnie The Moocher von Cab Calloway war auch der Hit im berühmten Filmmusical. Das Sahnehäubchen setzte damit auch Edi Haid, der seinen Platz hinterm Notenpult mit dem Mikrofon vertauschte. Sein Moment, auf den die ganze Halle gewartet hatte, war gekommen. Man konnte glauben, das Stück sei ihm auf den Bauch geschrieben worden. Witzig lud Haid in seinem Vortrag das Publikum zum spontanen Mitsingen ein. Die ersten Besucher hielt es nicht mehr auf den Plätzen, vereinzelt Standing Ovations waren zu sehen.
Alle Spenden gehen an die Ukraine - Hilfe
Mitsingen war auch mit der Zugabe gewollt. Der wohl größte Hit der Fab Four, der Beatles, Hey Jude war glanzvoller Abschluss eines wirklich genussvollen Konzertnachmittages in der Offohalle. Textsicher ging das Publikum auf Aufforderung von Roland Gutbrod in den Refrain Passagen mit. Na, Na, Na, Nannanannah schallte es im Chor.
Roland Gutbrod bedankte sich zum Schluss bei Besuchern und Orchester. Er bat die Anwesenden um Spenden, die, so hat es der Musikverein beschlossen, allesamt der Ukraine - Hilfe zu Gute kommen sollen.
Mit dem Radetzky Marsch war dann nach knapp 80 Minuten erstklassiger Blasorchester Darbietung ein lockerer Schlusspunkt gesetzt.
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