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Kopfgeld fürs Verpetzen - Jugendhearing

Jugendhearing "Vandalismus" an der Real- und Werkrealschule Friesenheim

Von Walter Holtfoth Text und Bilder 

 

"Das soll keine Klageveranstaltung werden!" Bürgermeister Erik Weide in seiner Begrüßung aller Teilnehmer. " Wer die Bilder der Zerstörungen sieht und bei klarem Verstand ist muss erkennen, dass es so nicht weiter gehen darf." 

 

Wer von einem Jugendhearing erwartet hätte, dass es zu einem regen Austausch jugendlicher Vorschläge und Forderungen kommt, der musste am Montag in der Aula des Bildungszentrums lange warten. 

 

 

Die Jugend muss erst mal ne ganze weile Zuhören 

 

Zunächst einmal waren es die Schülervertreter, samt Stellvertreter die sich lange anhören musste, was da an Vandalismus in Friesenheim passiert. Mit welchen Konsequenzen die Schüler und Jugendlichen rechnen müssen und warum es so wichtig sei, keine Angst vor dem verpfeifen von Schulkameraden zu haben, wenn es um Straftaten an der Schule, im Kernort oder in den Ortsteilen geht.

 

Polizeioberkommissar Matthias Reitter vom Polizeirevier in Lahr, machte in seinem Vortrag die Aufgaben der Polizei im Umgang mit Vandalismus deutlich. Es war sicher wichtig der Versammlung zu verdeutlichen, dass es nun mal keine harmlose Kinderstreiche seien, sondern Straftaten, die konsequent verfolgt und geahndet werden. 

 

Ein Anfang wurde gemacht. 

 

Die Veranstaltung wurde schon vor Jahren im Jugendclub angeregt und auch vor Corona immer wieder verschoben. Jetzt, nachdem die Pandemieauflagen es zulassen, versammelten sich alle Klassensprecher nebst Stellvertreter zum Austausch. Ebenfalls waren vier Gemeinderäte:  Andreas Bix, Martin Buttenmuller, Charlotte Schubnell, und Judith Janus anwesend. Bevor den Jugendlichen zugehört werden sollte, führte der Jugendreferent der Gemeinde, Andreas Pahlow aus, dass der Jugendclub bereits im Vorfeld auf einem Hüttenwochenende das Thema intensiv behandelt hatte. Pahlow befand, dass das Thema Vandalismus in der Vergangenheit von der Presse stets aufgebauscht worden sei. Bürgermeister Erik Weide begrüßte, dass es zum Hearing nun kommen konnte, war er es doch, der die Jugend unbedingt mit ins Gespräch holen wollte. 

 

Nur vier von zweiundzwanzig Gemeinderäten nahmen teil

 

Roland Gutbrod als Leiter des Ordnungsamtes ging auf die Schadenshöhe von Jährlich rund 5.000 Euro ein, die allein am und in den Gebäuden des Bildungszentrums entstehen würden. Schulleiterin Angelika Philipzen äußerte die Hoffnung, dass auch so mancher Schüler mit Vorbelastung in seinen Gedanken in sich kehren würde, was er für einen Murks angestellt habe. Verpetzen und verpetzen seien zweierlei, wurde erklärt, denn es sei ein Unterschied, ob man jemanden für seinen eigenen Vorteil verpfeifen würde oder ob Hinweise auf eine Straftat gegeben werden können.

 

Pahlow: " `Die Presse hat das aufgebauscht." 

 

Nach viel Einleitung und Vortrag kamen nach knapp einer Stunde die Jugendlichen zum Zug. Alle anwesenden Vertreter aus Kommunalpolitik und Polizei wurden kurzerhand zum Diskussionseiter in kleinen Gruppen. Auf Karten sollten Verbesserungsvorschläge und Wünsche der Teilnehmenden Schüler festgehalten werden. Rege wurde ausgetauscht, hier zugehört, dort weiter aufgeklärt.

 

Am Ende blieb es Andreas Pahlow vorbehalten das auf den Karten festgehaltene zu verlesen. Was er allerdings verkünden konnte, waren Wünsche und Anregungen wie sie schon bei vielen Anlässen im Vorfeld auf den Tisch kamen. Das Verbot von Alkohol in der Öffentlichkeit, der Ruf nach mehr Mülleimern, öffentlichen Raum nach Flächen für legales sprühen waren auch bei der Jugendbeteiligung anlässlich des Gemeindeentwicklungskonzeptes und anderen Maßnahmen.

 

Neu in der Versammlung am Montag war der Wunsch nach einer Belohnung, wenn eine Tat und die Beteiligten verpetzt würde und dass Täter gezwungen werden sollten, den Schaden selbst zu beheben. Kreativster Vorschlag kam aus den Reihen älterer Schüler, die anregten ein Präventionsvideo zu produzieren, welches dann in den öffentlichen Medien der Schule und Gemeinde gezeigt werden soll. Stärkere Kontrollen und Überwachung lehnten die Jugendlichen auf Nachfrage von Andreas Pahlow ab. Bürgermeister Erik Weide bedankte sich nach eineinhalb Stunden bei allen Teilnehmern und versprach alles Gehörte mit in seine Arbeit einzubringen.

 

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