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Murmeltiertag in Amerika basiert auf Friesenheimer Wurzeln

Eine lesenswerte Geschichte aus Friesenheim 

 

...und täglich grüßt das Murmeltier 

 

Eine Erzählung von Kurt Ehrler, Friesenheim 

Friesenheim Aktuell bedankt sich für den Beitrag :-)

Bildquelle: Hans-Christian Hein  / pixelio.de 

 

Der Murmeltier Tag - Ursprung in Friesenheim 

            

Der in den USA so gefeierte Murmeltiertag (2.Februar – Mariä Lichtmess) geht übrigens auf eine alte keltisch/germanische Tradition zurück. Diese beobachteten nicht Murmeltiere, sondern Dachse. Wenn diese ihren Winterschlaf unterbrachen, i.A. am 2.2. und nicht wieder in ihren Bau krochen, wussten die Menschen, dass der Frühling nah war. Setzten sie jedoch ihren Winterschlaf fort, bedeutete es, dass der Winter noch ca. sechs Wochen andauern würde. Dieses Verhalten der Tiere korrelierte mit dem Wetter am 2.2.: Sonnenschein – der Winter ist noch weit; Regen, Nebel, Schnee – der Frühling naht.

 

Aber warum ausgerechnet Punxsutawney?

 

Im 16./17. Jahrhundert wanderten viele Europäer nach Nordamerika aus, um trotz der Ungewissheiten und vieler Gefahren frei leben zu können. Viele ließen sich im heutigen Pennsylvania nieder. Die dort lebenden Indianer halfen ihnen gerne, die ersten Jahre voller Hunger und Entbehrungen zu überleben. Die Europäer hielten einige Traditionen aufrecht. So veranstalteten sie z.B. Erntedankfeste, zu denen sie immer auch die Indianer einluden, als Dank für ihre Hilfe. Das heutige Thanksgiving geht direkt darauf zurück. Und eben auch die Wettervorhersage am 2. Februar – Mariä Lichtmess.

So weit, so korrekt!

 

Brauch geht auf eine Friesenheimer Begebenheit zurück 

 

 

Nun aber eine weniger bekannte Geschichte um den Namen Punxsutawney. Es ist Indianisch und bedeutet „Ort der Sandfliegen“.

Wie der Ort, zu dem heute tausende Amerikaner pilgern, um das berühmteste Murmeltier „Phil“ zu sehen und seine Wetter-Prophezeiung zu hören, zu seinem Namen kam, ist recht kurios.  

 

Dieser Murmeltiertag oder Groundhog Day in Punxsutawney, Pennsylvania geht geht auf einen uralten, hierzulande leider längst vergessenen Friesenheimer Brauch zurück.

 

Schon zu Zeiten der Gemeindegründung von Friesenheim war es so, dass praktisch jeder Friesenheimer und jede Friesenheimerin ein Kuscheltier besaß, einen kleinen Hund, eine Katze, ein Meerschweinchen, Kaninchen usw.

Heutzutage ist es üblich, dass es für alles einen Gedenktag gibt.

 

Zur damaligen Zeit war dem nicht so – außer in Friesenheim!

 

Hier wurde einmal im Jahr der sog. Kuscheltiertag gefeiert und zwar am 2. Februar.

Eine alte Bauernregel besagt nämlich:

 

            „Wenn´s an Lichtmess stürmt und schneit,

            ist der Frühling nicht mehr weit;

            ist es aber klar und hell,

            kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“

 

Und so traten jedes Jahr zu Mariä Lichtmess alle Friesenheimer Familien nach Sonnenaufgang mit ihren Kuscheltieren vor die Tür, um zu erfahren, wann der Frühling Einzug halten würde. Wenn das Tier einen Schatten warf, also die Sonne schien, wussten die naturverbundenen Menschen, dass der Winter noch sechs Wochen andauern würde. War es dagegen winterlich mit Schneefall oder Regen, konnte man davon ausgehen, dass es sich um ein letztes Aufbäumen des Winters handelte und er bald dem Frühling weichen würde.

 

Dieser Kuscheltiertag war ein richtiges Volksfest. Die einzelnen Familien trugen ihre ganz persönlichen Variationen der o.a. Bauernregel vor. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte ein Wettbewerb – FSDS = „Friesenheim sucht den Superspruch“ (womit wieder einmal bewiesen ist, dass viele sog. moderne Ideen doch nur Plagiate sind), bei dem die besten Gedichte prämiert wurden. Den besten wurde die Ehre zuteil, im Friesenheimer Gemeindeblatt abgedruckt zu werden.

 

Im Schwarzwald und Oberrhein war das Leben schon immer hart, beschwerlich und karg gewesen. Die Gefahr von Hunger, ja Hungersnot war allgegenwärtig. So beschlossen Mitte des 17. Jahrhunderts mehrere Friesenheimer Familien, angeführt vom damaligen stellvertretenden Bürgermeister, Wynfried Ehret (Wyn), nach Nordamerika auszuwandern, um dort ihr Glück zu versuchen.

Sie überlebten alle, nicht zuletzt, weil sie Entbehrungen gewöhnt waren und es ihnen gelang, mit Fleiß und Ordnung sich eine Existenz aufzubauen.

 

Die Neu-Friesenheimer Ansiedlung befand sich in Indianergebiet. Zu Anfang hatten die Ankömmlinge ihr Überleben vor allem den Indianern zu verdanken, denn diese zeigten ihnen, wie sie das Land am besten nutzen konnten, welche Pflanzen anbauen, welche Tiere halten etc.

Nur mit den Namen taten sich die Indianer schwer:

 

Buttenmüller, Ehret, Erb, Gänshirt oder Jäckle konnten sie garnicht aussprechen.

 

Den Alt-Friesenheimer Familien hatte sich übrigens ein erst kürzlich zugezogener Mann namens Anton Panzer angeschlossen, ein Vor-vor-vor-vor --- Onkel von Paul Panzer, dem Komiker. Dieser Name war komischerweise einer der wenigen, den die Indianer aussprechen konnten.

In Deutschland war er Wirt gewesen und diese Tätigkeit setzte er auch in der neuen Welt fort. Er baute einen Saloon, in dem er Bier ausschenkte. Das Bier wurde von Wilhelm Erb (Wil) gebraut. In Friesenheim war er Winzer gewesen, doch in der neuen Heimat wollten die Reben nicht gedeihen. So sattelte er um und wurde Bierbrauer.

 

Neben Bier bot Toni Essen und Unterhaltung an, z.B. Rodeos, seine Serviererinnen und Tänzerinnen waren sehr hübsch und aufgeschlossen. Kurz, wenn v.a. die Männer überlegten, was sie tun sollten, hieß die Antwort meist „gehen wir zum Panzer Toni!“

Der Ort selbst hatte noch gar keinen Namen, man ging einfach zum „Panzer Toni“.

Irgendwann schleppten ein paar Männer auch einige Indianer an und die fragten den Wirt, wie denn der Ort heiße. Er sagte, er wisse es nicht, alle sagen immer nur „Panzer Toni“.

 

Mühevolle Hungerjahre

 

Die ersten beiden Jahre waren mühevolle Hungerjahre. Die Friesenheimerinnen und Friesenheimer, vor allem aber die Kinder sehnten sich nach ihren Kuscheltieren, die sie zurückgelassen hatten, da sie nicht überlebt hätten und auch nach ihrem Kuscheltiertag.

Eines Tages berief Wynfried Ehret, der inzwischen der Gemeinde vorstand, eine Gemeinderatsversammlung zum Problem „Kuscheltiertag ohne Kuscheltiere“ ein. Was die Vorväter damals nicht ahnen konnten, ihre Entscheidungen sollten das Leben in dem Gebiet bis auf den heutigen Tag prägen!

 

Johannes ( Joe ) Gänshirt und Philip ( Phil ) Jäckle 

 

Johannes Gänshirt (Joe) lenkte mit seinem Beitrag die Diskussion in die richtige Richtung: „Wenn wir schon aus Nahrungsmangel keine oder noch keine Kuscheltiere halten können, aber dennoch nicht auf unseren Kuscheltiertag verzichten wollen, müssen wir Tiere nehmen, die im Winter keine Nahrung brauchen.“ Es war schließlich Philip Jäckle (Phil), der die zündende Idee hatte. Ihm waren im Herbst einige Murmeltiere aufgefallen und er hatte gesehen, wohin sie sich zu ihrem Winterschlaf zurückgezogen hatten.

Die Gemeinderatsmitglieder waren begeistert und wollten sofort alle Murmeltiere aufwecken und zum Kuscheln freigeben.

 

Der umsichtige Bürgermeister gab jedoch zu bedenken, dass dann wieder genau das Problem anstünde, weswegen sie derzeit keine Kuscheltiere hatten – das Futterproblem. So wurde beschlossen, am Kuscheltiertag nur ein Murmeltier aufzuwecken, mit diesem die Wettervorhersage für die kommenden sechs Wochen zu machen und es dann wieder schlafen zu legen.

 

So gut es ginge, wollten sie daraus ein Fest machen, wie sie es noch von Friesenheim her kannten. Sie luden auch die Indianer aus der Umgebung dazu ein.

 

Der erste Kuscheltiertag auf amerikanischem Boden.

 

Der erste Kuscheltiertag auf amerikanischem Boden wurde ein viel größeres Ereignis, als die Siedler je erwartet hatten. Nicht nur die eingeladenen Indianer kamen, sie brachten auch noch weiter entfern lebende Freunde und Verwandte mit – heute würde man von einem „Event“ sprechen!

 

Um 9:15 Uhr klopfte Anton Panzer – ihm war die Moderation übertragen worden – an die Höhle eines Murmeltiers und holte das schläfrige Tier heraus. Es bekam seine Augen kaum auf, denn die Sonne blendete es. Und so verkündete das Murmeltier: „Der blaue Himmel über mir zeigt meinen Schatten neben mir. Das sagt mir, dass der Winter noch weitere sechs Wochen andauern wird.“

 

Die Indianer und auch alle anderen Anwesenden waren total verblüfft. Das Tier sprach zu ihnen und machte eine Vorhersage! (die auch noch zutraf!) Sie hatten noch nie ein Murmeltier sprechen hören. Sie konnten ja nicht ahnen, dass Anton Panzer auch Bauchredner war.

Im folgenden Jahr war die Zuschauermenge dreimal so groß und das Murmeltier machte wieder seine treffliche Vorhersage.

Im dritten Jahr hatte sich die wirtschaftliche Lage der Siedler so weit verbessert, dass sie sich Kuscheltiere halten konnten und zu ihrem ursprünglichen Kuscheltiertag zurückkehren wollten.

 

Das Rätsel um PUNXSUTAWNEY

 

Inzwischen war aber der „Murmeltiertag beim Panzer Toni“ so bekannt geworden, das sprechende Murmeltier weit über die Gebietsgrenzen bekannt, dass Wynfried Ehret  seiner Gemeinde riet, die Indianer, die sich ihnen gegenüber so freundlich und hilfsbereit gezeigt hatten, nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern den Kuscheltiertag in Murmeltiertag zu ändern.

Die Kinder im Dorf fanden, dass das Murmeltier einen Namen bräuchte und beschlossen, den von Vater Jäckle zu nehmen, der die Idee mit dem Murmeltier gehabt hatte: Philip, den alle nur Phil nannten.

 

So wurde der Friesenheimer Kuscheltiertag zum heute von tausenden Amerikanern gefeierten Murmeltiertag oder „Groundhog Day“.

Die Ansiedlung der Friesenheimer Auswanderer wurde später tatsächlich nach dem Bauchredner aus Friesenheim benannt.

 

Nun muss man wissen, dass der Toni, wie auch sein Nach-nach-nach-nach --- Neffe Paul, eine Spracheigenheit hatte, und das Z etwas unverständlich aussprach. So verstanden die Indianer immer „Pankser-Toni“ oder nach indianischer Schreibweise „Punxsutawney“, was in ihren Augen für die Lage genau zutraf. Sie waren zutiefst beeindruckt, dass die Siedler mit der indianischen Sprache vertraut geworden waren und so heißt der Ort bis heute PUNXSUTAWNEY, das gefeierte Murmeltier selbst heute noch PUNXSUTAWNEY PHIL!

 

P.S.

Irgendwann verstarb der Bauchredner. Auch hier wusste Wynfried (Wyn) Ehret Rat: Der Nachfolger vom Pankser-Toni solle einfach so tun, als ob das Murmeltier in sein Ohr flüstern würde. Er solle dann die Botschaft des „weisen“ Murmeltiers „übersetzen“ und der Menge verkünden, eine Praxis, die bis auf den heutigen Tag beibehalten wurde.

 

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