Wie ist das eigentlich. wenn das Wasser kommt?
von Walter Holtfoth Text / Bild Lupo Pixelio.de
Mit Blick auf die katastrophalen Ereignisse in den letzten Tagen und Wochen hat die Frage beschäftigt, wie es denn um den Hochwasser- und Katastrophenschutz in Friesenheim bestellt ist.
Starkregenereignisse wie auch wir sie an manchen Julitagen erlebt haben, werden immer mehr das Wetter, auch in unseren Breiten bestimmen.
Im Vorfeld des Katastrophenereignisses in Bad Neuenahr hat mit Schwarzwaldwetter eine ernstzunehmende Wetterseite in den sozialen Netzwerken gewarnt:
" Man sollte sich schon jetzt darauf eistellen, dass die Flüsse und Bäche das ganze Zeug einfach nicht mehr werden verarbeiten können. Es wird teils immense Pegel geben!"
Quelle Schwarzwaldwetter
Im Anschluss gab es Bilder aus dem Schuttertal, die in trauriger Erinnerung geblieben sind.
Wie sieht es nun in Friesenheim samt Ortsteilen konkret aus?
Mit Blick auf alle Ereignisse und das damalige Anschwellen der Schutter und des Dorfbaches haben wir Fragen and die Gemeinde gestellt.
Wie sehen für den Fall der Fälle die Vorkehrungen in Friesenheim aus?
Wie ist die Gemeinde mit Blick auf den Bauhof auf einen Ernstfall vorbereitet?
Liegen Sandsäcke generell bereit, bzw. wie wäre die Vorgehensweise?
Gleiche Frage an die Feuerwehr Friesenheim
Zusätzlich zu den Sandsäcken, wie viele Pumpen könnten gleichzeitig zum Einsatz kommen ?
Die Antwort der Pressestelle der Gemeinde Friesenheim im originalen Wortlaut:
"In der Großgemeinde werden turnusmäßig alle Gräben, Bergeinläufe und Sandfänge sowie die Schächte gereinigt.
Den angekündigten Dauerregen kann der der Friesenheimer Dorfbach, wie auch alle anderen Bäche in den Ortslagen abführen.
Ein Starkregenereignis kann allerdings tatsächlich zu Überflutungen führen. Falls dieser Fall eintritt, wäre dieses Naturereignis regional allerdings nicht eingrenzbar. Somit ist auch keine gezielte Vorbereitung möglich. Auch die extrem geringe Vorlaufzeit zwischen Regenereignis und Wasserübertritt führt dazu, dass ein präventives Tätigwerden sinnlos ist.
Vor einigen Jahren wurde geprüft, wie das Hochwasserrisiko in den Ortslagen minimiert werden kann. Im Ergebnis wären größere Rückstaubecken erforderlich, die weder praktisch noch finanziell durchführbar wären. Außerdem könnte trotz solcher Vorkehrungen kein vollkommener Hochwasserschutz garantiert werden. Somit steht der Nutzen zu den Kosten völlig außer Verhältnis. Vorbeugende Maßnahmen werden daher objektbezogen empfohlen."
Theorie und Realität am Beispiel Schuttern
Die Feuerwehr musste in Schuttern mehrmals mit den Pumpen raus, das Wasser kam nicht aus den Bächen sondern als Starkregen von oben. Auf unserer Frage nach den Sandsäcken wurde nicht geantwortet. Fakt ist, dass unmittelbar nach unserer Anfrage, der Bauhof beauftragt wurde, sich um Sandsäcke zu kümmern. Aus sicherer Quelle wissen wir auch, dass erst am vergangenen Freitag Sandsäcke in Schuttern ausgeliefert wurden, die vom Förderverein bezogen wurden.
Die Frage nach zur Verfügung stehenden Pumpen beantwortet Gesamtwehr Kommandant Thomas Manach in seinem Antwortschreiben mit den Worten:
"Ohne die genaue Anzahl an Pumpen aus der EDV zu entnehmen kann ich sagen das wir weitaus mehr Pumpen als Fahrzeuge haben. Also an mindestens 11 Einsatzstellen gleichzeitig tätig sein könnten."
Genug Pumpen als Antwort.
Soweit die offiziellen Antworten von Seiten Feuerwehr und Gemeindeverwaltung. Es ist ein Anliegen, keine Horrorszenen zu schaffen. Ich war noch bis vor zwei Jahren regelmäßig in Bad Neuenahr - Arhweiler und Mayschoss. Niemand dort hätte sich noch vor zwei Monaten diese Bilder vorstellen können.
Unsere Fragestellung soll das Nachdenken anregen: Was wäre wenn?
Alle Infos: www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/
Es gibt Pläne in der Schublade für den Fall der Fälle, wie wir erfahren konnten.
Quelle: Hochwasserrisikomanagement Baden-Württemberg
Im Bericht zur Hochwasserrisikomanagementplanung in Baden- Württemberg mit Maßnahmenbericht für die Gemeinde Friesenheim vom September 2017, wird in Bezug auf Hochwasserlagen aller denkbaren Szenarien ein genaueres Bild gezeichnet.
Im Bericht, welcher uns vorliegt wird ein Ereignis wie im Ahrtal wir folgt skizziert:
" Bei Hochwasserereignissen, die statistisch einmal in 100 Jahren auftreten (HQ 100 ) , sind Teilbereiche der L118 im Straßenabschnitt der Schutterner Hauptstraße und der K5338 im Straßenabschnitt der Friesenheimer Hauptstraße überflutet. Im Siedlungsbereich ist mit einer deutlichen Ausdehnung der Überflutungsflächen zu rechnen. In der Ortslage Oberweier sind im Bereich zwischen der Weiherstraße und dem Mühlweg und in der Ortslage Friesenheim entlang der Friesenheimer Hauptstraße und der Bahnhofstraße weitere Siedlungsflächen betroffen. Die Gesamtzahl der betroffenen Personen steigt bei einem HQ 100 auf bis zu 470 Personen an. Das Risiko ist für bis zu 450 Personen als gering und für bis zu 20 Personen als mittel einzustufen.
Extremes Hochwasser ( Ahrtal / Eifel / NRW )
Bei Hochwasserereignissen, die statistisch seltener als alle 100 Jahre auftreten (HQextrem ), ist mit einer Ausdehnung der Überflutungsflächen im Straßen verlauf der L11 8 ( Schutterner Haupt Straße und der K5338 (Friesenheimer Hauptstraße) sowie mit zusätzlichen Überflutungen im Verlauf der K5338 im Straßenabschnitt Oberweierer Hauptstraße zu rechnen. Zudem nehmen die Überflutungsflächen im Siedlungsbereich zu. In der Ortslage Oberweier sind im Bereich zwischen der Oberweierer Hauptstraße und der Mittleren Dorfstraße und entlang der Talstraße weitere Siedlungsflächen betroffen. In der Ortslage Friesenheim ist entlang der Sportplatzstraße, der Straße Mühlgasse, der Friesenheimer Hauptstraße und der Bahnhofstraße mit weiteren Überflutungen zu rechnen . In der westlich gelegenen Ortslage Schuttern sind entlang der Prinzenstraße Siedlungsflächen in größerem Umfang betroffen. Die Erreichbarkeit von Grundstücken ist in diesen Bereichen teilweise eingeschränkt. Im Nordosten der Gemeinde ist zusätzlich das Gelände der Riedmühle auf der Gemarkung Oberschopfheim von Überflutungen betroffen. Zudem sind Teilbereiche des Sonderflughafens Lahr an der südwestlichen Gemeindegrenze überflutet. Die Gesamtzahl der betroffenen Personen steigt bei einem HQ extrem auf bis zu 1.270 Personenan . Das Risiko ist für einen Teil der Personen (ca. 1.200 ) als gering einzustufen. Die weiteren Personen (ca. 70 ) müssen mit einem mittleren Risiko rechnen .
Im Rahmen der Krisenmanagementplanung (Maßnahme R2) sind insbesondere Konzepte für die Rettung der Personen mit mittlerem Risiko zu entwickeln."
Viel mehr Friesenheim im Blog: www.friesenheimaktuell.de