Walters Kolumne am sams(onn)tag - Triftige Gründe
Triftig, triftic, driftig wie war das nochmal ?
Kolumne am Sams(onn)tag von Walter Holtfoth
Es scheint an der seit Monaten geltenden Ausnahmesituation zu liegen, dass dieser, in meinen Augen uralte Begriff, eine derartige Bedeutung gewonnen hat. Und ich habe gedacht ich hätte das seit der achten, neunten Klasse hinter mir und längst vergessen.
Jugendsünden des Verfassers :-)
Justamente aus dieser Zeit kenne ich die Formulierung noch zu gut die da lautete: „Walter, nenne mir einen triftigen ( nicht zu verwechseln mit „driftigen“) Grund warum du heute ohne Hausaufgaben hier auftauchst!“ Die Miene meines damaligen Klassenlehrers, dessen Namen mit Josef begann und mit Rieger aufhörte, verfinsterte sich immer in solchen Situationen und das Argument mit der verstorbenen Großmutter konnte höchstens zweimal verwendet werden.
Wie gesagt, schon damals habe ich, meist erfolglos, nach schwerwiegenden Ausreden gesucht um meine Entspanntheit beim Umgang mit Hausaufgaben, einer frühen Form des Homeschooling übrigens, zu begründen.
Und nun, triftig, dieses Wort ist wieder da. Es erinnert mich an Jugendsünden und nicht etwa an grobe Verstöße gegen das Allgemeinwohl. Wenngleich für einen Lehrer der 70er Jahre es wohl genau ein solcher Verstoß gewesen sein mag.
Triftig ist, wenn der Hund pinkeln muss
Triftig stammt übrigens aus dem Spätmittelhochdeutschen und wurde abgeleitet aus Triftic. Im Lockdown Zusammenhang ist es demnach ein überzeugender, unwiderlegbarer Grund für eine Handlung. Etwa dass der Hund Gassi gehen muss. In der Schreibart „driftig“ also mit D, wäre die Bedeutung übrigens treibend und wäre somit mit dem Harndrang des Hundes erklärbar.
Was ich damit sagen möchte? Nichts! Eigentlich nur dass der gute Lehrer von damals, heute sicher wäre, dass er, diese Zeilen gelesen, alles am Hausaufgabenverweigerer richtig gemacht hat. „Ich hab immer gewusst dass aus dem was wird.“ Ja auch das soll er mal über den Musterknaben geäußert haben.
Die Lage ist ernst genug, Platz für ein Schmunzeln darf immer sein.