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Unfairer Kampf in Friesenheim - Kolumne

walters kolumne - die waage, mein Doc, meine frau und ich.

Ich habe meine Kolumnen aus Lahrer - Anzeiger Zeiten mal wieder nachgelesen und spontan den Entschluss gefasst, einmal die Woche, Samstag sinnvolles oder sinnfreies hier zu veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen :-) 

 

Die Waage – ein unfairer Kampf in Zeiten von Corona

Wenn die Realität plötzlich unerwartet zurück schlägt

von Walter Holtfoth 

 

 

„Haben wir etwa zugenommen Herr Holtfoth?“ Mein Leibarzt wendet mir einen Blick von seitlich seines Schreibtisches in der Kronenstraße zu und mustert mich etwas genauer beim letzten General Check im November. Ich konnte ihm nur ein „ähm, weiß nicht, vielleicht“ antworten. Die Miene meines Gegenübers wird ernster: „Wissen Sie, das wollen wir nämlich nicht.“

 

 

Das wollen wir nicht !

 

Gewissenhaft klärt er mich auf, dass ich bei ihm nicht auf die Waage stehen muss, er sieht das mit bloßem Auge. Okay, es sind die Umstände, die nicht so einfach sind, versuche ich zu erklären, klar Corona, nichts geht wirklich vorwärts und da gibt es zwischendurch auch solche Frust Momente. Ich war schon lange nicht mehr auf einer Bühne, muss mich also nicht vor meinem Publikum als Adonis präsentieren und letztendlich esse ich einfach viel zu gerne gut. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich eine ausgebildete Köchin heiraten musste.

 

Der Deal mit meinem Leibarzt 

 

Mein Daktari hört schweigend meinen Argumenten zu und kommentiert knapp: „Zweistellig ab Jahreswechsel ?!“ Und weil der Ton bekanntlich die Musik macht, ist dieser Satz Gesetz. Aber ausgerechnet jetzt, habe ich mich die ganze Zeit gefragt. Jetzt vor Dezember, vor allen Feiertagen mit ihren Feierlichkeiten die sich in diesem Jahr ausschließlich mit gutem Essen befassen. Schnell habe ich irgendwann den mahnenden Satz vergessen, ich glaube das war dann schon als ich die Praxis verließ. Zuhause habe ich mich, so glaube ich zumindest, der großen Veränderung gestellt.

 

Meine Jeans sind gleich in die Ecke geflogen und ich habe stattdessen Jogginghosen angezogen. Wenn schon leiden, dann bequem. Ich bin sicher, der, die eine Leser*in findet sich in diesen Zeilen wieder und weiß, dass kommt was kommen muss. Jetzt im Januar muss ich feststellen, dass die Hose zwar noch halbwegs geht, aber der Gürtel nicht mehr so will, wie ich das aus guten Zeiten kenne. Okay Zähne zusammen beißen jetzt geht es um Alles oder Nichts. Ich hab mir eine Diät erbeten, keine Kohlenhydrate mehr oder zumindest so wenig wie möglich. Viel Bewegung, also muss Noodles mal wieder herhalten.

 

Der Aufschrei, Jubel, Jubel - es funktioniert (nicht)

 

Und siehe da schon nach wenigen Tagen komme ich überglücklich vom Spaziergang nach Hause und berichte stolz: „es klappt, man kann es schon deutlich sehen.“ Meine geliebte Gattin schaut mich verblüfft und ungläubig an: „Sehen?“ Ich deute auf meine Jogginghose und erkläre, dass sie zu rutschen beginnt und zwar so sehr dass mir beim Rundgang die Autofahrer ein Lächeln schenken.

 

Franzi Holtfoth, will meine Geschichte nicht so wirklich glauben und schnappt sich, ganz Hausfrau und Waldorfschüler, mein geliebtes Beweisstück, um mir lachend zu eröffnen, dass wohl eher der Gummi einer Ermüdung gleich, schlapp gemacht habe. Ich sehe die Waage und ignoriere sie.

 

Glücklicherweise habe ich neulich in der Arztpraxis den Jahreswechsel nicht mit einer Jahreszahl benannt.