Einstellung der Küche mit einem bitteren Nachgeschmack
Eine Bombe platzte gegen Ende der Hauptversammlung des Freundeskreises Emmaus e.V.
von Walter Holtfoth Text & Bild
Zunächst ist alles harmonisch im gut besuchten Raum des Kneip Cafés in Oberweier.
In Ihrer Begrüßung am Freitag, erwähnte Charlotte Schubnell als erste Vorsitzende, dass es wichtig sei, sich nach den letzten Monaten wieder persönlich treffen zu können.
Lob für Leitung und Team
Großes Lob sprach sie der Leitung und dem gesamten Team, für deren Leistung im Umgang mit der Pandemie aus. „Bisher wurden wir verschont, während in Nachbarkreisen auch Menschen verstorben sind.“
Der Freundeskreis hat während dessen immer seine guten Kontakte gepflegt und dafür gesorgt, dass Künstler bereit waren die Bewohner auch in den schlimmen Wochen zu unterhalten.
Lockdown - Künstler im Rasen Bewohner auf den Balkonen
Schubnell erinnerte an das Bild der Musikanten im Rasen, während die Senioren den Klängen auf den Balkonen mit großer Freude lauschten. In ihrem Rechenschaftsbericht zeigte sich die Vorsitzende sehr erfreut über eine Spende der Seniorenmannschaft der Fußballer des SV Oberweier in Höhe von 500 Euro. Nach Befragung der Mitarbeiter entschied sich der Förderverein für die Anschaffung einer Hollywood Schaukel. Ein Dankeschön für die Arbeit, ein Platz, um es sich hin und wieder gemütlich machen zu können.
Wolfgang Kienzler spendet FFP2 Atemschutzmasken
Auch Ortsvorsteher Andreas Bix kam nicht mit leeren Händen. „Ich löse heute ein Versprechen ein.“ Sagt es und überreicht einen Karton mit FFP2 Atemschutzmasken an Leiterin Claudia Collet. Eine Spende des Gemeinderates Wolfgang Kienzler an die Ortsverwaltung.
Der Vorstand des evangelischen Stift in Freiburg Carsten Jacknau nutzte die Gelegenheit sich erstmals persönlich vorzustellen. Seit dem ersten Januar hat der aus dem niedersächsischen Bramsche stammende Jacknau die Leitung über die 13 Einrichtungen des Stifts übernommen. Auch er sprach in seiner Rede die besonderen Umstände mit Blick auf die Pandemie an. „Ich bin der Politik sehr dankbar, dass sehr schnell der Rettungsschirm gerade auch für Pflegeheime aufgespannt wurde.“ Ohne ihn sei der Betrieb genauso wenig machbar, wie ohne die aufopferungsvolle Arbeit aller Mitarbeiter.
Viele Tausend Euro in den Sand gesetzt ?
Aus den Zuschauerreihen kam die Frage, nach dem Stand der Dinge, die große Küche des Emmaus betreffend. Jacknau hatte mit dieser Frage sichtlich nicht gerechnet und brauchte eine kurze Gedankenpause. Dann aber heißt es: „Ich muss ihnen offen und ehrlich sagen, sie ist seit dem 1. April geschlossen und das wird auch so bleiben.“
Überdimensioniert - 10.000 Mahlzeiten pro Woche wären nötig gewesen
Diese Aussage wurde mit einem Raunen im Saal aufgenommen. Alt Ortvorsteher Richard Haas brachte sein Unverständnis zum Ausdruck: „Das darf doch nicht wahr sein.“ Die Küche sei viel zu überdimensioniert geschaffen worden, so Jacknau. 10.000 Essen in der Woche wären nötig gewesen, um wirtschaftlich zu sein. Charlotte Schubnell betonte, dass der Freundeskreis die Zahlen nicht gekannt hatte und das Haus ja ursprünglich ohne Küche geplant war. Warum die Küche in dieser Größe dennoch platziert wurde, entzieht sich auch dem neuen Vorstand in Freiburg. Er habe lediglich die Konsequenzen angeordnet.
Auf Nachfrage erklärte Claudia Collet als Leiterin, dass die Mitarbeiter im letzten Jahr nur mit Zeitverträgen ausgestattet worden sind, die nicht mehr verlängert wurden. Die Kosten für Beschaffung und Einrichtung lägen wohl im guten sechsstelligen Bereich. Insgeheim hoffe sie aber, dass der Betrieb vielleicht in zwei drei Jahren noch einmal aufgenommen werden kann. Inzwischen wird das Haus von einer Fernküche der Unternehmensgruppe Maier Schwaben in Schopfloch beliefert.
Vielleicht werden die Herde in ein paar Jahren wieder in Betrieb genommen.
Neben dem Einstellen der hauseigenen Herde wurde parallel der Plan eines Neubaus als betreutes Wohnen auf dem Grund des alten Emmaus auf Eis gelegt. Wenn vielleicht ein Investor käme, der alles bauen würde, dann will sich der Vorstand nicht dagegen wenden. „Vorausgesetzt wir haben nichts mit der Errichtung zu tun,“ so Carsten Jacknau.
Die Abrissmulde wurde mit Erde aufgefüllt und soll vorerst begrünt werden. Ortsvorsteher Andreas Bix regte an, an erweiterte Parkflächen zu denken, was den Besuchern sicher zu Gute kommen würde.
Gewählt wurde auch noch. Vorsitzende bleibt Charlotte Schubnell, Werner Brenner bleibt Stellvertreter, Mirco Schaub Rechner, neu als Beisitzer wurde Richard Hass gewählt, für die Kassenprüfung zeichnet weiterhin Robert Stuber verantwortlich.